Montag, 1. Juni 2009

Die Reise - Teil 2

Ich blieb bis um 21 Uhr im Foyer. Dann packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zur Metro. Ich hatte Nicola noch mal wegen dem richtigen Bus gefragt und wie ich es mir bereits gedacht hatte, war es nicht der, den ich vor wenigen Tagen für teuer Geld genommen hatte. Das beste wäre der Orly Bus der Pariser Verkehrsbetriebe. Koste auch nur 6,80 € und damit die Hälfte von den Air France Bussen. Na dann würde meiner Reise nach Berlin ja nichts mehr im Weg stehen. Nach Dublin und Lyon gingen meine Nächte an Flughäfen in Paris nun also in die nächste Runde. Mit der Metro fuhr ich bis zur Station Denfert Rochereau, von wo aus der Orly Bus abfährt. Es ging auch sofort los. Um die Zeit war auf der Autobahn kaum noch Verkehr und so brauchte der Bus nicht ganz 30 Minuten und ich stand mit meinem Koffer vor dem Terminal Süd des Flughafens Orly.

Noch 7 Stunden bis zum Abflug:

Erst mal kaufte ich mir ein belegtes Baguette und eine Flasche Wasser. Viel los war im Terminal nicht mehr. Auf der Anzeigetafel der landenden Maschinen standen nur noch einige wenige Flüge aus Nordafrika. Ansonsten war Nachtruhe angesagt. Ich war aber bei weitem nicht der einzige, der hier die Nacht verbringen würde. Auf den Bänken verstreut saßen die Leute mit Büchern, ihren Computern oder mit den Leuten, mit denen sie reisten. Ich aß mein Baguette und machte den Laptop an. Hatte ja einige Filme auf der Festplatte, mit denen ich mir die Zeit vertreiben könnte. Nach nicht mal zwei Stunden war aber schon der Akku leer. Wenige Meter entfernt war eine Laptopstation mit Steckdosen, da hätte ich hingehen und den Laptop wieder aufladen können. Aber da es sich um ein Stehpult handelte und ich auf Stehen absolut keinen Bock hatte, machte ich den Laptop aus und blieb sitzen.

Noch 5 Stunden bis zum Abflug:

Ich weiß nicht, ob das normal ist, aber Orly wird irgendwann nach Mitternacht abgesperrt und dichtgemacht. Das Licht wird gedimmt und keiner kommt rein oder raus. Als letztes kam ein Airbus A 321 der Atlas Blue aus Marokko an und nachdem die Fluggäste das Terminal verlassen hatten, wurden wir eingeschlossen. Christian, ein anderer ASF’ler, hatte mir davon schon mal erzählt, es scheint hier also normal zu sein. Als ich die Nacht in Lyon am Flughafen verbracht habe, blieb der die ganze Zeit offen. In Dublin war es ebenfalls so. Und in Berlin habe ich davon auch noch nie etwas gehört, dass sie die Terminals während der Nacht schließen. Es ist auf jeden Fall ein echtes Erlebnis. Keiner sagt einen Ton. Die einzigen Geräusche kamen von dem Typ, der auf seiner Maschine sitzt und den Böden wienert. Eine Stunde lang. Hin und her. Ist ja auch nen scheiß Job. Ansonsten war es ein Geisterterminal. Ab und zu kam die extrem laute Bandansage mit nervigem Jingle am Anfang, man solle sein Gepäck aus Sicherheitsgründen nicht unbeaufsichtigt lassen. Und dafür wecken die die Leute, die schlafen wollen? Höchst unfreundlich. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt aber noch kein Auge zugemacht. Waren viel zu ungemütlich diese Stühle. Und durch die Lehnen kann man sich nicht mal hinlegen. Es gab auch welche ohne, aber die letzten drei hatte mir so eine Oma weggeschnappt. Die schlief auch ganz gemütlich. Ich konnte nur meinen Koffer nehmen und ihn als Fußstütze benutzen. So konnte ich wenigstens etwas dösen.

Noch 2 Stunden bis zum Abflug:

Irgendwie ging die Zeit recht fix um und gegen 4 entschied ich mich, mal auf Toilette zu gehen. Hatte schon die ganze Flasche Wasser ausgetrunken, das drückte jetzt auf die Blase. Ich ließ meine Sachen entgegen den nervigen Ansagen also einige Minuten unbeaufsichtigt. Wer sollte die schon klauen? Weit würde man eh nicht kommen, ist ja alles abgesperrt. Auf der Suche nach den Klos konnte ich gleichzeitig auf den Anzeigetafeln schauen, ob für meinen Flug der Check-In demnächst beginnen würde. Und siehe da, er hatte bereits geöffnet. Ich musste mit meinem Gepäck wieder eine Etage tiefer. Dort befinden sich die Gepäckausgabe und der Check-In. Außer mir war keiner da und so war ich meinen Koffer bereits um Viertel nach Vier los. Um zum Gate zu gelangen, musste ich nun wieder eine Etage höher. Die Sicherheitsschleusen waren noch nicht geöffnet, also setzte ich mich hin und wartete noch etwas. Es dauerte aber keine 10 Minuten und es konnte los gehen. Da kaum was los war, konnte ich ohne warten und anstehen passieren. Auch mal ganz angenehm. Ganz ohne Zeitdruck meckerte ich nicht mal, dass ich meinen Gürtel ausziehen musste, da er aus Metall war. Würden die mal ihren Verstand gebrauchen, würde man in der selben Zeit deutlich mehr Leute durch die Schleusen kriegen, da sich nicht alle ausziehen müssten. Einen Gürtel hat doch jeder. Auf einmal sind die Dinger gefährlich, da es eine getarnte Bombe sein könnte, oder was? Regeln sind immer nur so dämlich wie die Menschen, die sie einhalten.

Noch eine Stunde bis zum Abflug:

Aber all das konnte mich an diesem Morgen nicht aufregen, nicht wenige Stunden vor meiner Ankunft in Berlin. Ich lief langsam und müde zu meinem Gate B14. War praktischer Weise am anderen Ende des Ganges. Ich setzte mich in die Nähe von B14 und packte meinen Laptop wieder aus. Gleich neben der Sitzgarnitur gab es Steckdosen. Extra für Handys und Laptops. Coole Sache. Durch so was sieht man, dass man in einer echten Weltstadt ist. Berlin ist da irgendwie eher provinziell. Hoffentlich nutzen sie die Chance und machen es am neuen BBI besser. Ich schrieb noch etwas für meinen blog. Da war ich eh schon etwas ins Hintertreffen geraten und musste einiges aufholen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade mal die ersten Wochen in Nizza verhackstückt. Ich war aber inzwischen schon über drei Monate dort. Daher nutzte ich jede Gelegenheit, etwas zu schreiben. Gegenüber saß ein Mädchen, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich und auch sie saß an ihrem Laptop und schrieb. Das ist wohl die Generation von heute, die eben noch mal zwischen Paris und Berlin einen Artikel schreibt oder korrigiert und dieser im www zu sehen ist, noch bevor das Boarding überhaupt begonnen hat.

Das begann gegen 5:30 Uhr mit dem üblichen Procedere. Zuerst die Leute mit Speedy Boarding, dann die mit Kindern und dann die Boarding-gruppen A und B. Durch mein frühes Einchecken war ich diesmal in Gruppe A. Ich betrat das Flugzeug, das mich nach Hause bringen würde also als einer der ersten. Zum Glück, denn der Flug war randvoll. Ich verstaute meine Sachen, setzte mich hin und machte die Augen zu. Die Sitze waren schon viel bequemer als die im Terminal und bis zum Start würden eh noch einige Minuten vergehen. Zeit für ein Nickerchen. Ich wachte auf, als wir bereits rollten und dann gab der Pilot auch schon Gas. Mühelos und ruhig erhoben wir uns in den Pariser Nachthimmel, der um kurz nach 6 natürlich noch komplett dunkel war. Ein irrer Anblick, mit all den vielen Lichtern. Dann drehten wir ab und ich probierte wieder etwas zu schlafen. So wirklich kann ich das aber wohl nur in einem richtigen Bett. Mehr als dösen war nicht drin. So nahm ich mir irgendwann das Bordmagazin vor, bestellte einen frischen Orangensaft und freute mich auf zu Hause.

Nach ungefähr 90 Flugminuten war es dann so weit. Ich hörte, wie die Triebwerke gedrosselt wurden und so verließen wir unsere Reiseflughöhe von 36.000 Fuß und begannen mit dem Anflug auf die geilste Stadt der Welt. Die ersten Sonnenstrahlen lugten gerade über den Horizont und man hatte das Gefühl, Berlin von oben dabei zusehen zu können, wie es langsam erwachte. Und jeder an Bord wusste, dass es etwas ganz besonderes war. Klar, es landen pro Tag etwa 400 Flugzeuge in Berlin, aber wie viele von denen erleben wohl den Sonnenaufgang sozusagen auf Augenhöhe mit? Vielleicht nur eines.

Wir flogen von Osten an und landeten schließlich auf der Landebahn 25L. Bei Landebahnen steht die Zahl immer für die Himmelsrichtung, in der sie liegt. Diese sind in Form eines Kreises in 360 Grad unterteilt. 360 beziehungsweise 0 Grad ist Norden, 90 Grad Osten, 180 Grad Süden und 270 Grad Westen. Die 25L in Schönefeld liegt also nahezu in Ost-West-Richtung. Wie die meisten Landebahnen in Deutschland. Das liegt ganz einfach daran, dass dies den Hauptwindrichtungen entspricht und da Flugzeuge immer gegen den Wind landen und starten müssen, sind die meisten Landebahnen entsprechend ausgerichtet. Tegel beispielsweise besitzt eine 26R und 26L. Also zwei parallele Bahnen, R steht für rechts und L für links. So können sich nicht mal die dämlichsten Piloten in der Bahn irren, solange sie rechts und links unterscheiden können. In Schönefeld ist das eh schwer, da die 25R im Zuge der Bauarbeiten für den BBI geschlossen und abgerissen wurde. So ist die 25L zur Zeit noch die einzige Landebahn in Schönefeld. Der BBI wird aus zwei parallelen Bahnen bestehen, zwischen denen sich zentral die neuen Terminals befinden werden. Die Bauarbeiten für die neue südliche Bahn haben bereits begonnen. Diese wird dann die neue 25L und die heutige 25L wird dann logischer Weise zur 25R. Kommt ihr noch mit? Jede Landebahn hat übrigens 2 Bezeichnungen. Sie hat ja zwei Enden und jedes liegt in einer anderen Himmelsrichtung. Wenn ihr also aufgepasst hat, dann kennt ihr auch die zweite Bezeichnung der 25L.

Wie auch immer, ich war wieder in Berlin und darüber überglücklich. Auf meinen Koffer musste ich am Gepäckband allerdings ziemlich lange warten, er kam fast als letzter raus. Im Terminal warteten dann aber bereits Marcel und Martin auf mich, die als einzige so früh den weiten Weg in den Osten gewagt hatten. Es tat verdammt gut, mal wieder in vertraute Berliner Gesichter zu blicken. Wir liefen schnurstracks zum Bahnhof und erfreuten uns der lustigen Anzeigetafeln, wo sich an dem Morgen ein Fehlerteufel eingeschlichen hatte. Hier und dort fehlte ein Buchstabe und die Ortsbezeichnung Naaz war uns sogar völlig neu. Sollte Nauen heißen, soviel haben wir noch rausgefunden. Wir fuhren ohne Schreibfehler bis zum Hauptbahnhof, wo wir uns spontan entschieden, bei McDonalds frühstücken zu gehen. Ist zwar nicht meine erste Wahl, aber ich hatte Hunger und spezielle Momente erfordern manchmal eben auch ein spezielles Handeln. Ich habe die beiden eingeladen, das war es mir wert, nachdem sie mich um 9 Uhr früh vom Flughafen abgeholt hatten. Anschließend fuhren wir mit der S-Bahn weiter und in Tiergarten stieg ich aus und wahr endgültig zu Hause angekommen.

Urlaub in Berlin – Im nächsten Blog erfahrt ihr mehr.