Sportlich konnte man sich auch ertätigen. Es wurde regelmäßig auf einem Bolzplatz Fussball gespielt, was sich auf diesem Acker als echte Herausforderung entpuppte. Es existiert auch ein sehr gut gepflegtes Beachvolleyball-Feld, auf dem täglich gespielt wurde. Ohne mich aber, Volleyball war noch nie mein Ding, dafür hat der Pytlik gesorgt. Das Gelände bot sich auch gut zum Joggen an, da eine Art Rundweg existiert. Ansonsten wurde die wenige Freizeit gammelnd verbracht, lesend, vorm Laptop hängend oder quatschend mit anderen. W-Lan sucht man dort natürlich vergebens, ist ja Brandenburg.
An zwei Tagen ging es jeweils nach dem Frühstück mit dem Bus nach Wannsee ins Haus der Wannsee-Konferenz. Dort bekamen wir eine Führung, nahmen an Diskussionsrunden teil, schauten uns die Ausstellung an und nahmen an einem sehr interessanten Zeitzeugengespräch mit Inge Deutschkron teil.



Es war sehr beeindruckend, dass Inge Deutschkron trotz allem keinen Hass auf ihr Volk propagierte, sondern eben in ihren Büchern die stillen Helden beschrieb, die sonst kaum einer erwähnt. Wie zum Beispiel Otto Weidt, in dessen Blindenwerkstatt am Hackeschen Markt sie damals Anfang der 40er unter falschem Namen unterkam und der es durch seine geschickte Art wusste, die Gestapo zu bestechen. Dadurch rettete er vielen Juden das Leben und nahm dafür sogar mal Arrest auf sich. Und trotzdem machte sie immer wieder deutlich, dass sie in keinster Weise verherrlichen wollte, was sie auch nicht tat, aber ich schätze das ist ihre Art der Vergangenheitsbewältigung und das geht scheinbar auch ohne Hass, was sehr beeindruckend ist. Wenn mir so etwas widerfahren würde wie den Juden damals, dann hätte ich einen unendlichen Hass auf die, die es zuließen, nämlich das Volk, denn zu viele haben weggeschaut.
Am Sonntag den 7. September war großer Kirchentag. Da ASF eine christlich geprägte Organisation ist, die auch auf Kirchengelder angewiesen ist, wurde jeder Freiwilliger einer Berliner Gemeinde zugeteilt, egal ob er nun wie ich konfessionslos ist. Frühstück bis 6:45 Uhr. Als wir das und die aushängenden Abfahrtzeiten lasen, haben die Langschläfer und chronisch Müden wie ich ganz schön die Nase gerümpft. Ist aber verpflichtend, also was solls. Alle Schaltjahre mal ne Kirche von Innen zu sehen schadet sicher nicht. Ich war mit drei anderen Frankreich-Freiwilligen der Französischen Gemeinde im Französischen Dom am Gendarmenmarkt zugeordnet, sicher nicht die schlechteste Gemeinde.
Eine Gruppe musste sogar in den Berliner Dom, der erst wenige Tage zuvor sein renoviertes Domkreuz zurückbekommen hatte und welches nun wieder golden strahlend den höchsten Ort des Domes schmückte. Da nicht alle Freiwilligen in einer Fuhre nach Berlin gebracht werden konnten, wurden mehrere Busse gechartert, alle mit unterschiedlichen Abfahrtszeiten und Routen. Ich war im letzten Bus, konnte also am längsten frühstücken, bis kurz vor 7. Über die neue Autobahn an Europas größter Baustelle vorbei, dem zukünftigen Hauptstadtflughafen BBI, ging es ins Zentrum Berlins. Von Mitte über Friedrichshain bis Pankow und Buch ging die Tour, die Gemeinden waren wirklich sehr zerstreut gewählt geworden, sodass wir über eine Stunde durch Berlin fuhren. Durch die Friedrichstraße, vorbei am Alex, dem Dom und der Ruine des Palastes der Republik bot sich für die Nicht-Berliner nebenbei eine kleine Stadtführung an, die viele aber verschliefen. Da unser Gottesdienst erst recht spät begann, wurde uns angeboten, im Bus zu bleiben, als die andere Gruppe, die im Französischen Dom zu Gast war, aussteigen musste. Wir nahmen dankend an, so konnten wir noch etwas schlafen beziehungsweise wach werden. So waren wir fast die letzten, die ausstiegen. Wir wurden bereits vom Pastor erwartet, der uns eine kleine Einführung in den Gottesdienst gab. Dieser würde auf Deutsch und Französisch gemacht. Das ist nicht sehr verwunderlich, da Berlin eine sehr große hugenottische Gemeinde besitzt, die noch heute größtenteils Französisch spricht. Außerdem sollten wir uns und unser Projekt alle einzelnen vorstellen, vor der Gemeinde.
Der Gottesdienst ansich verlief ohne große Höhepunkte, viele Leute waren nicht gekommen und der Pfarrer und die Pfarrerin mussten sich Mühe geben, wenigstens etwas Leben in das ganze zu bringen, was ihnen soweit aber gut geling. Wir sprachen kurz vor, alles ganz routiniert versteht sich. Zum Schluss wurden wir mit Gottes Segen in unsere Projekte entsannt. Da fühlt man sich doch gleich viel besser als Atteist.
Die Überraschung kam allerdings, als uns gesagt wurde, dass wir zum Gemeindeessen eingeladen seien, das gleich im Anschluss stattfinden würde. Da wir viel Zeit hatten, war das natürlich toll. Uns wurde ein riesiges Menü aufgetischt, das ich nie erwartet hätte. Wir schlugen kräftig zu, unterhielten uns mit verschiedenen Leuten der Gemeinde, versuchten vergebens weitere Förderer zu finden und verabschiedeten uns am Ende zufrieden und satt. Um 15 Uhr war Treffpunkt im Prenzlberg an der Kulturbrauerei, ASF hatte Karten für das Theaterstück Rambazamba organisiert. Da es aber nicht verpflichtend war und eh nicht alle untergekommen wären, hatte ich mich entschlossen, nach Hause zu fahren. Um 18 Uhr musste ich nur wieder an der Kulturbrauerei sein, um wieder mit den anderen nach Hirschluch zurückzufahren. Zu Hause packte ich noch einige Dinge ein, surfte mal wieder ausgiebig im Internet, natürlich mit meinem neuen Laptop und unterhielt mich mit meinem Vater. Der Weg nach Hause war komisch. Durch die Straßen deines Kiezes laufen und zu wissen, dass du da, aber eigentlich schon weg bist, machte mich wieder etwas traurig. Ich hing mich an den einfachsten Dingen auf, sei es nur ein Auto mit Berliner Kennzeichen. Nach einigen schönen Stunden zu Hause musste ich mich wieder auf den Weg machen. Papa kam mit. Wir waren viel zu früh dort und so liefen wir durch die Brauerei, redeten und schauten dem Treiben zu. An dem Tag gab es dort ein großes Kinderfest. Dann hieß es mal wieder Abschied nehmen, war ich ja inzwischen gewöhnt. Macht es aber kein bisschen schöner.
Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Hirschluch, wo ein warmes Abendessen auf uns wartete, Gulasch nach Art des Hauses oder so. Na guten Appetit. Danach ging es sofort aufs Zimmer. Seit 6 auf den Beinen, ich war hundemüde. Bastian klagte nur über seinen Darm, dem der Gulasch wohl sehr zu schaffen machte. Zum Glück war das Fenster die ganze Nacht sowieso auf, mir stieß das Zeug nämlich auch auf...
Die restlichen Tage liefen wieder nach gewohnten Schema. An einem Tag aber hatte man es selbst in der Hand, wie man ihn gestalten wollte. Zur Auswahl gab es neben Fussball auch eine Tauschbörse für natürlich völlig legal im Internet runtergeladenes Material wie Musik und Filme, der ich mich natürlich anschloss, für ein Jahr Nizza brauch ich schließlich guten Stoff. Und dann gab es da noch den Projektnachmittag, auch mehr oder weniger frei wählbar. Man gab drei Präferenzen der Themenvorschläge an und man wurde zugeteilt. Ich wurde zum Glück dem Film-Projekt zugeteilt. Natürlich haben wir es nicht an einem Nachmittag geschafft, einen Film auf die Beine zu stellen, aber am letzten Abend vor den Länderpräsentationen haben wir ihn rechtzeitig beendet und präsentiert und ich muss sagen, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein kleines Team aus ungefähr 10 Leuten hat zwischen den verschiedenen anderen Aktivitäten mit eigenem technischen Equipment, eigener Videokamera, eigenen Laptops und eigenen Ideen einen richtig schönen kleinen Film gedreht. Aber seht doch selbst, ich werden versuchen, ihn hier reinzustellen. Er stellte aber auf jeden Fall einen schönen Abschluss des Seminars dar und bot einen kleinen Querschnitt der Geschehnisse der 10 Tage an, so gut es mit unseren Mitteln und der knappen Zeit möglich war. Und während den Dreharbeiten war auch mal Zeit, etwas Quatsch zu machen. Unsere Mädels haben definitiv Stimmung gemacht.





1 Kommentar:
Also, du hast etwas ganz wichtiges vergessen!!!!
Du hast meinen Tod einfach hingenommen! Ja, hast sogar gegen mich gehetzt!!!! *motz*
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